Tierhalterinformationen

Magen­geschwüre beim Pferd

Wenn der Magen streikt

Das Pferd als Steppentier ist darauf ausgelegt, kontinuierlich zu grasen und in moderater Bewegung zu sein. Der dabei ausreichend gebildete Speichel puffert die Magensäure und eine regelmäßige Magenentleerung wird gefördert. Verschiedene Faktoren können das Gleichgewicht im Magen stören.

Saurer Magen – saures Pferd

Aufgabe der Magensäure ist es, das aufgenommene Futter aufzuspalten, um eine Verwertung der Nahrungsbestandteile zu ermöglichen. Dabei verhindern körpereigene Schutzmechanismen, dass die Säure die Magenschleimhaut verätzt. Wird der Magen zu sauer oder werden die Schutzmechanismen geschwächt, kann es zu Schädigungen (sog. Läsionen) der Magenschleimhaut kommen, die man im fortgeschrittenen Stadium als Magengeschwüre bzw. -ulzera bezeichnet. Dieser Symptomkomplex beim Pferd wird EGUS (Equine Gastric Ulcer Syndrome) genannt.

Faktoren, die die Übersäuerung des Magens begünstigen und bei der Entstehung von EGUS eine Rolle spielen können, sind:

  • Hohe Leistung und Training
  • Stress (Umstallung/Transport)
  • Kraftfutterbetonte Fütterung
  • Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs)

Gastroskopisches Bild der Magenschleimhaut eines Pferdes mit mehreren deutlichen, durch Übersäuerung hervorgerufenen Läsionen.
Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Frau Prof. Dr. Heidrun Gehlen.

Ein häufiges Problem

Untersuchungen zur Häufigkeit von EGUS ergaben, dass fast jeder Galopper während der Rennsaison Magenschleimhautläsionen entwickelt. Aber auch bei bis zur Hälfte der untersuchten Freizeitpferde konnten magensäurebedingte Veränderungen festgestellt werden. Pferde, die an Wettkämpfen teilnehmen, wie z.B. an Spring-, Dressur-, Westernturnieren oder Distanzritten, sind stärker betroffen als Pferde in der Trainingspause. Auch Zuchtstuten sind mit bis zu 75 % und Fohlen mit bis zu 50 % häufig von EGUS betroffen.

Erwachsene Pferde mit Magengeschwüren können klassische Symptome wie milde Kolik vor allem nach dem Fressen, Liegen in Brustlage, Zähneknirschen, mangelnden Appetit und Gewichtsverlust zeigen. Aber auch weniger auffällige Anzeichen wie schlechte Kondition und herabgesetzte Leistungsbereitschaft können durch EGUS bedingt sein. Nicht selten zeigen betroffene Pferde jedoch gar keine Symptome.

Den Magen wieder auf Kurs bringen…

Gastroskopisches Bild der gesunden Magenschleimhaut eines Pferdes.
Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Frau Prof. Dr. Heidrun Gehlen.

Hilfe für den Magen

Besteht der Verdacht auf EGUS, kann eine eindeutige Diagnose nur von einer Tierärztin oder einem Tierarzt durch Magenspiegelung (sog. Gastroskopie) gestellt werden. Dabei wird mit einem speziellen Endoskop die Magenschleimhaut betrachtet und beurteilt. Ist eine Gastroskopie nicht möglich, kann eine sogenannte diagnostische Therapie erfolgen. Bessern sich die Symptome unter der Behandlung, spricht dies für das Vorliegen von Magengeschwüren.

Vorteile eines Magenschutzes

Magengeschwüre beim Pferd können meistens gut medikamentös mit dem Wirkstoff Omeprazol, einem sehr potenten Magensäureblocker, behandelt werden. Wichtig ist dabei eine konsequente und ausreichend lange Therapie. Auch als vorbeugende Maßnahme in Zeiten erhöhter Belastung im Training oder Wettkampf, zur Umstallung oder zum Transport hat sich dieser Wirkstoff als äußerst wirksam erwiesen. Omeprazol ist ADMR-konform.

Wie Sie zusätzlich helfen können.

Neben der Gabe von Magensäureblockern wirken weitere Maßnahmen unterstützend bzw. vorbeugend. Nicht immer lassen sich optimale Bedingungen schaffen, aber je nach Machbarkeit und Notwendigkeit können folgende Punkte erwogen werden:

  • Haltungsbedingungen optimieren: ausreichendes Raufutterangebot, stärkereiches Kraftfutter nur soweit zur Deckung des Energiebedarfs nötig, häufigere Verfütterung kleinerer Portionen, Ruhe zu den Futterzeiten, Weidegang
  • Stress mindern: Umstallungen, Transporte, Umfeldveränderungen aufs Nötigste reduzieren, ggf. Weidehierarchie überprüfen
  • Trainingsintensität anpassen

Spezialwissen

Der Wirkstoff Omeprazol ist säureempfindlich. Mit einer säurebeständigen Ummantelung ist er vor der Zerstörung im sauren Magenmilieu geschützt und erreicht somit unbeschadet den Darm. Dort wird der Wirkstoff resorbiert und gelangt über den Blutkreislauf zu den Belegzellen des Magens, wo er effektiv die Sekretion der Magensäure hemmt.

Je mehr Omeprazol die Magenpassage übersteht, desto mehr steht dem Körper wirksam zur Verfügung.

Immer fest im Sattel

Für das Wohlbefinden und die Leistung Ihres Pferdes geben Sie stets Ihr Bestes. Durch umsichtige Haltung und Pflege, adäquates Training, regelmäßige Untersuchungen sowie ggf. rechtzeitige medikamentöse Unterstützung tragen Sie dazu bei, dass Ihr Pferd lange fit und zufrieden bleibt.

Sprechen Sie
mit Ihrer Tierarztpraxis

Seit Jahren sind Protonenpumpenhemmer in der Therapie von EGUS erfolgreich im Einsatz. Bei Fragen zu Therapieoptionen mit speziell für Pferde entwickelten Präparaten wenden Sie sich bitte an Ihre Tierarztpraxis.

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