Tierhalterinformationen

Mein Pferd hustet

Erkrankungen der Atemwege beim Pferd

Gelegentlich können Erkrankungen von anderen Organen als der Lunge (z.B. Herz, Kehlkopf oder Schlund) zu Husten führen. Meistens liegt jedoch eine Erkrankung der tiefen Atemwege zugrunde.

Aufbau der Lunge – ein echt starkes Organ

Der gesunde Atemtrakt des Pferdes verfügt über ein natürliches Schutzsystem:

  • In den Nüstern wird die Luft angewärmt und befeuchtet
  • Der Hustenreflex dient der Entfernung von Fremdkörpern und Schleim aus der Luftröhre
  • Kleine Flimmerhärchen (sog. Zilien) in der Luftröhre sowie in den großen und kleinen Bronchien transportieren Viren, Bakterien und Staub mit einer Schleimschicht zurück bis zum Rachen
  • Die endständigen Lungenbläschen (Alveolen) werden durch einen Sekretfilm (Surfactant) geschützt und mittels besonderer Fresszellen gereinigt

Eine Störung dieses komplexen Systems kann eine Lungenerkrankung verursachen oder noch verstärken!

Verschiedene Arten von Lungen­erkrankungen

Akuter Husten: plötzlich und heftig

Akute Erkrankungen der Lunge werden meist durch Viren verursacht. Nicht selten werden diese viralen Infekte durch Bakterien verkompliziert. An den Bronchien führt eine Infektion zu entzündlicher Schwellung der Schleimhaut, zu Sekretbildung und zum Zusammenziehen der Bronchien (Bronchospasmus). Dadurch wird der Durchmesser der Luftwege verringert und die Belüftung der Lunge herabgesetzt.

Typische Symptome bei akuter Bronchitis

  • Fieber, Mattigkeit
  • Husten und erschwertes Atmen
  • Vermehrter, wässrig bis zäh eitriger Nasenausfluss

Endoskopische Aufnahme der Luftröhre eines Pferdes mit schwerem Equinem Asthma (RAO). Zu sehen sind plaqueartige Schleimauflagerungen, im Hintergrund die Aufzweigung in die beiden Hauptbronchien mit geschwollener Scheidewand (sog. Carina).

Chronische Lungenerkrankungen: langwierig und gefährlich

Die häufigste chronische Lungenerkrankung des Pferdes ist das Equine Asthma. Auch hier liegt eine Verengung der kleinen Bronchien durch Schwellung, Schleimverfestigung und Bronchospasmus vor. Das Endstadium der Erkrankung wird auch als Dämpfigkeit bezeichnet.

Wegbereiter für chronische Lungenerkrankungen sind:

  • Verschleppter akuter Husten
  • Dauerhafte Reizung der Atemwege durch ungünstige Haltungsbedingungen (staubige Umgebungsluft, mit Pilzsporen belastete Einstreu, Bewegungsmangel etc.)

Typische Symptome des Equinen Asthmas

  • Husten in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit; manche Pferde zeigen keinen Husten
  • Weißer bis gelber Nasenausfluss oder Auswurf möglich
  • Evtl. Leistungsminderung
  • Bei schwerem Equinem Asthma (auch RAO = Recurrent airway obstruction) besteht phasenweise angestrengte Ruheatmung (Ausatmung unter Zuhilfenahme der Bauchmuskulatur, evtl. erhöhte Atemfrequenz)
Background Image

Was ist zu beachten?

Symptome einer Erkrankung der tiefen Atemwege beim Pferd müssen sehr ernst genommen werden. Konsultieren Sie frühzeitig eine Tierärztin bzw. einen Tierarzt!

Akuter Husten

sollte frühzeitig und ausreichend behandelt werden, um die Gefahr einer chronischen Lungenerkrankung zu verringern. Ein gewissenhaftes Impfmanagement kann die Gefahr einer akuten Husten verursachenden Virusinfektion mindern.

Chronische Lungenerkrankungen

wie das Equine Asthma zeigen oft einen schubweisen Verlauf. Behandlungswürdige Phasen mit verschlimmerter Symptomatik treten meist nach besonderen Belastungssituationen auf (z.B. Aufstallung nach Weidesaison oder bei allergischen Tieren nach Kontakt mit dem Allergen oder in bewegungsarmen Perioden aufgrund von Lahmheit etc.). Diese Phasen werden von symptomarmen oder -losen Phasen abgelöst. Dennoch sollten Pferde, die einmal eine chronische Hustensymptomatik gezeigt haben, als anfällig für erneute Schübe betrachtet werden.

Anhaltende Reizung führt zur Zerstörung der natürlichen Reinigungsfunktion der Lunge

Bronchus mit gesundem Flimmerhärchenbesatz (elektronenmikroskopische Aufnahme)

Bronchus mit krankhaft verändertem Flimmerepithel (elektronenmikroskopische Aufnahme)

Gute Haltungsbedingungen sind ein wichtiger Faktor sowohl für die Vorbeugung als auch Behandlung von Lungenerkrankungen beim Pferd.

Was kann ich als Halter tun?

Optimierte Haltungsbedingungen

… sind das A und O für die Vorbeugung und Behandlung von Lungenerkrankungen beim Pferd. Nicht immer lassen sich optimale Bedingungen schaffen, eine weitestgehende Annäherung sollte jedoch im Rahmen der Möglichkeiten angestrebt werden.

Ganztägig Frischluft für Ihr Pferd

  • Durch geeignete Haltungsform (z.B. Offenstallhaltung, viel Weidegang)
  • Staubarme Einstreu (z.B. Späne statt Stroh)
  • Reduktion von Ammoniak durch häufiges Misten
  • Umstellen der Pferde beim Misten und Einstreuen
  • Reduktion der Staubbelastung aus Boxenumfeld (Nachbarbox, Haferquetsche, Heuboden etc.)

Fütterung reizarm gestalten

  • Heu unmittelbar vor Fütterung effektiv durchfeuchten (z.B. 10 Minuten im Wasserbad einweichen und abtropfen lassen) oder Heulage anstatt Heu füttern
    • Dies gilt auch bei Offenstallhaltung!
  • Unpelletiertes Kraftfutter anfeuchten
  • Auf gute Futterqualität achten (Pilzsporen)

Richtiges Arbeiten

  • Ausreichende Bewegung (fördert die Reinigung der Lunge)
  • An die Leistungsfähigkeit des Pferdes angepasst (in Absprache mit Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt)
  • Staubige Reitplätze, -hallen meiden

Wie funktioniert die Behandlung?

Medikamentöse Therapie

Zur Therapie von Lungenerkrankungen stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung. Je nach Art und Schwere der Erkrankung können diese einzeln oder in Kombination verwendet werden.

Häufig eingesetzte Wirkstoffgruppen:

Sekretolytika & Mukolytika = Schleimlöser

Das zähe Bronchialsekret wird verflüssigt und kann durch die Zilien besser abtransportiert werden. Aktivierung der Selbstreinigung.

Bronchospasmolytika = Krampflöser

Entspannen die verkrampfte Bronchialmuskulatur und erleichtern so die Atmung. Vermindern allergische Reaktionen und Entzündungen.

Kortikosteroide = Entzündungshemmung

Wirken abschwellend, antiallergisch und einer übermäßigen Entzündungsreaktion der Lunge entgegen.

Antibiotika = Bakterienbekämpfung

Zerstören Bakterien, die an einer Lungenerkrankung beteiligt sind.

Ihre Tierärztin/Ihr Tierarzt bespricht mit Ihnen, welche Behandlung bei Ihrem Pferd sinnvoll ist, welche Medikamente eingesetzt werden müssen, ob weitere tierärztliche Maßnahmen sinnvoll sind und wann eine Kontrolluntersuchung stattfinden sollte.

Sprechen Sie
mit Ihrer Tierarztpraxis

Damit Ihr Pferd die optimale Behandlung erfährt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrer Tierärztin bzw. Ihrem Tierarzt wichtig.
Durch regelmäßige Untersuchungen, eine Optimierung der Haltungsbedingungen und eine konsequente und gezielte Therapie fördern Sie aktiv die Lungengesundheit Ihres Pferdes.

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